Über seine Arbeit
Aus seiner Kindheit erinnert er sich an das Spiel mit dem Essen. Die Freude eine Frucht zu betasten, zu schälen, war oft grösser als der Genuss sie zu essen.
Wenn man eine Clementine in einem Zug schält, erhält man ein unerwartetes Ergebnis, es ist immer wieder eine Überraschung, welche Form die Schale der Frucht angenommen hat.
Was Andreas Schlageter am Konzept „Haut“ interessiert ist die Plastizität.
In seinen Arbeiten befasst er sich mit verschiedenen Arten von “Zeitzeichen”, denn die Oberfläche der Haut oder der Rinde von einem Baum ändert sich mit dem Alter. Das hat ihn dazu bewogen, einen Abguss der Rinde einer Kiefer zu realisieren. Es ist eine ästhetische und konzeptuelle Matrix geworden, das Zentrum seines Forschungsgebietes.

—Textur
Er arbeitet mit Vorliebe mit handgeschöpftem Papier aus dem asiatischen Raum. Ein Material welches erlaubt, leichte Skulpturen zu schaffen. Gestalten, welche der Luftfeuchtigkeit und dem Licht ausgesetzt sind und die sich im Wind bewegen. Wenn er einen Abguss in Kauschuk-Milch mehrmals um einen Stamm herum gemacht hat, erlaubte es ihn frei über das so gewonnene Material zu verfügen.
—Farbe
Die Farbe des Materials ist von grosser Bedeutung für die Dramaturgie der Werke. Andreas Schlageter gestaltet seine Skulpturen aus farbigem Material. Die Farbe ist Teil des Materials. Die Einfärbung der Papiere durch den Plastiker selbst, geschieht lange vor dem Zerreissen der gefärbten Papiere in kleine Stücke. Die Lichtdurchlässigkeit des Papiers ist eine essentielle Eigenschaft dieser Skulpturen.
Bei der Herstellung eines Abzugs werden die Farben benutzt ohne ihnen eine figurative Bedeutung zu geben.

—Form
Die Formen von geschälten Clementinen benützt Andreas Schlageter öfter und sieht sie als Silhouetten. Der Arbeitsgang ist delikat und gleichzeitig spielerisch. Es gefällt, einfach einen Körper in einem einzigen Arbeitsgang am Stück zu schälen und in der Horizontalen auszubreiten. Es findet eine Übersetzung statt vom dreidimensionalen ins zweidimensionale Feld und aus diesem entsteht schliesslich das Relief. Für andere Werke hat er die Formen von Objekten z.B. von getrockneten Fischen und von Erinnerungsfotos verwendet.
—Erzählung
Einige Arbeiten haben eine erzählerische Dimension. Ausgehend von einer Erinnerung, einem Erlebnis oder einem Fotoportrait aus der Familie. Andreas Schlageter lässt sich durch eine alte Fotografie inspirieren, oder durch ein Objekt in einem archäologischen Museum. Aus solchen Erinnerungen macht er seine Arbeit.
Durch das Schälen wird das Gesicht zwar unkenntlich gemacht, aber es bleibt auch in der fragmentierten Darstellung ein ganzes Gesicht. Die Formbrüche sind wie Erinnerungslücken, ein Nachklang des Vergehens der Zeit, wo Erinnern und Vergessen ganz nahe bei einander liegen.
